e. a. kriemler | gestrandet
14 kurzgeschichten
über die antihelden unserer zeit
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durch die jalousien
er erstarrt. die seite mit den nackten frauen. nik schliesst sie. eiligst, im reflex. klappt das notebook zu, stellt den bildschirm ab. als hätte ihn yenna bei etwas verbotenem erwischt. sein herz rast. er erhebt sich aus seinem stuhl, den blick auf den rechner gerichtet, langsam, vorsichtig.
freunde bleiben
die reklame, die siehst du überall. auf übergrossen plakatwänden, in jeder zeitschrift und auf allen kanälen. kannst sie nicht übersehen. lachende gesichter, zuversichtlich, glücklich, erwartungsvoll. und ein lied, das dich nicht mehr loslässt, dir den tag versüsst. die geschäfte, sie laufen hervorragend. kein wunder bei einem solch kostbaren gut.
geteiltes leid
das goldene zeitalter, juri schmunzelt innerlich. wie oft wurde dieses versprechen schon abgegeben. angekündigt, heraufbeschworen von politikern, revoluzzern, wirtschaftsführern. doch sein wort gehalten, das hat in den achtundfünfzig jahren, die er auf dieser erde verbracht hat, noch keiner von ihnen.